Gesichter des BJL: Daniel Baumgart

Was zeichnet die Menschen in den Betrieben beim Bündnis Junge Landwirtschaft aus? Wie sind sie in die Landwirtschaft eingestiegen, was bringt ihnen Freude und was fordert sie heraus? Im Rahmen einer Interviewreihe sprechen wir mit unseren Mitgliedern über ihren Alltag und ihre Visionen. Diesmal mit Daniel Baumgart vom Ziegenhof am Gut Ogrosen.

19.05.2021

Gesichter des BJL: Daniel Baumgart

Zusammen mit Cecilia Abel führt Daniel einen kleinbäuerlichen Betrieb mit einer 80-köpfigen Ziegenherde. Die Milch wird in der hofeigenen Käserei handwerklich verarbeitet.

Daniel, wie seid ihr in die Landwirtschaft gekommen? 

Wir beide haben keinen landwirtschaftlichen Hintergrund. Cecilia kommt aus Braunschweig, ich komme aus Berlin. Als Kind hatte ich keine Berührung mit der Landwirtschaft. Meine Eltern arbeiten im kaufmännischen Bereich und nach der Schule studierte ich BWL. Schnell stellte ich aber fest, dass ich mit dieser Arbeit nicht glücklich werden kann. Das Interesse an der Landwirtschaft weckte in mir eine Selbstversorger-Hofgemeinschaft, die ich durch meine damalige Freundin kennengelernt habe. 2011 begann ich Ökolandbau und Vermarktung an der HNEE zu studieren. Parallel habe ich verschiedene Praktika gemacht und wuchs immer mehr in die Landwirtschaft rein. Am Anfang dachte ich, dass ich eher am Rande der Landwirtschaft – im vor- oder nachgelagerten Bereich – arbeiten werde. Aber mit der Zeit und immer mehr Erfahrungen zog ich auch eine Eigenständigkeit in Betracht. Cecilia hat ihre Liebe zur Landwirtschaft im FÖJ bei der Domäne Dahlem entdeckt. Danach studierte sie auch in Eberswalde Ökolandbau und Vermarktung und hat unter anderem auf dem Ziegenhof am Gut Ogrosen ihr Praktikum gemacht.

Foto: Markus Altmann 

Wie habt ihr zur Höfegemeinschaft um das Gut Ogrosen gefunden?

Mein Vorpraktikum für das Studium war 2011 auf dem Gutsbetrieb und während des Studiums arbeitete ich hier in den Semesterferien immer wieder mit. Cecilia hat auch während des Studiums relativ lange auf dem Ziegenhof ausgeholfen. Wir waren beide schon viele Jahre in Kontakt mit unseren Vorgängern vom Ziegenhof und als sie ihn übergeben wollten, sprachen sie uns an. Und nun ist 2021 unsere dritte Saison.

Wo habt ihr das Käsen gelernt?

Cecilia hat es hier auf dem Ziegenhof gelernt. Ich arbeitete auf einem Bergbauernhof im Schwarzwald und zwei Sommer als Senn auf der Alp. Dabei beschäftigte ich mich viel mit dem Käsen, aber kümmerte mich auch um die Tiere.

Nach welchen Prinzipien wirtschaftet ihr?

Das wichtigste Prinzip für uns ist die wesensgemäße Tierhaltung. Dazu gehört zum Beispiel die muttergebundene Lämmeraufzucht. Das heißt, die Lämmer bleiben die ersten zwei Monate bei den Müttern, obwohl es wirtschaftlicher wäre, die Milch zu verkäsen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ganztägige Weidehaltung, das heißt solange wie es die Vegetation und das Wetter zulassen, sind die Ziegen Tag und Nacht draußen auf der Weide, normalerweise ist das von Mitte April bis Mitte November.

Foto: Daniel Baumgart

Baut ihr das Futter selbst an?

Meistens schaffen wir es, genug Heu für den Winter herzustellen. Allerdings waren die letzten drei Jahre sehr trocken, sodass wir nicht genug Heu machen konnten. Aus diesem Grund suchen wir momentan nach weiteren Flächen und regionalen Partnern, die uns Heu verkaufen können. Eine interessante Lösung wäre noch, Landschaftspflege zu betreiben. Es gibt viele Braunkohletagebauten in der Umgebung, die renaturiert und teilweise in Naturschutzflächen umgewandelt werden. Ein Großteil davon muss gepflegt werden, wofür wir unsere Ziegen einsetzen könnten. Wir sind gerade im Gespräch mit Naturschutzverbänden, die über Flächen verfügen und sind gespannt, was sich da entwickeln könnte!

Der Ziegenhof ist ein Teil einer Höfegemeinschaft. Was bedeutet das für euch?

Insgesamt ist das eine sehr gute Partnerschaft: Wir haben eine Gemeinschaftskäserei, teilen miteinander Maschinen, nutzen gemeinsam den Schlachtraum und unterstützen einander bei der Vermarktung. Als ich mir in diesem Winter mein Bein gebrochen habe, sind die Kollegen von den anderen Höfen eingesprungen, um Arbeitsspitzen abzufedern. Weil wir vom Gutsbetrieb die Flächen gepachtet und die Gebäude gemietet haben, ist es schwierig, größere Investitionen zu planen – es hängt sehr viel an den persönlichen Beziehungen innerhalb der Höfegemeinschaft, da vieles informell geregelt ist. Gerade findet auf dem Gutsbetrieb ein Generationswechsel statt und wir wollen gemeinsam mit dem neuen Team die Höfegemeinschaft weiterentwickeln.


Foto: Daniel Baumgart

Wie wollt ihr den Betrieb weiterentwickeln?

Wir wollen gerne Menschen von außen auf den Hof holen, zum Beispiel mit Käsekursen und Umweltbildung zu Landwirtschaft und Ernährung. Außerdem sind wir gerade dabei, unser Sortiment der Vermarktung anzupassen. Momentan vermarkten wir zu einem großen Teil über unsere Nachbarbetriebe aus der Höfegemeinschaft, die Schafs- und Kuhkäse herstellen. Sie nehmen unsere Produkte mit und verkaufen sie auf den Märkten in Berlin und Cottbus. Für uns wäre es konsequent, wenn wir das gleiche für sie tun und uns auf weitere Märkte stellen würden. Da wir aber nur zu zweit sind, fehlen uns dafür momentan die Kapazitäten. Deshalb werden wir uns vorerst auf die Vermarktung ab Käserei konzentrieren und das Sortiment etwas verkleinern. Mittelfristig wollen wir aber einen eigenen Marktstand, wo wir einen direkten Kontakt mit Endkunden haben können. Zurzeit es ist nur über die Marktschwärmer und auf Saisonmärkten möglich. Und die bereits angesprochene Landschaftspflege würden wir gerne in den nächsten Jahren angehen.

Viel Erfolg euch und danke dir für das Gespräch!