Gesichter des BJL: Jasper Heilmann

Was zeichnet die Menschen bei den Betrieben im Bündnis Junge Landwirtschaft aus? Wie sind sie in die Landwirtschaft eingestiegen, was bringt ihnen Freude und was fordert sie heraus? Im Rahmen einer Interviewreihe sprechen wir mit unseren Mitgliedern über ihren Alltag und ihre Visionen. Diesmal ist unser Gesprächspartner Demeter-Imker Jasper Heilmann.

02.06.2021

Gesichter des BJL: Jasper Heilmann

Jasper Heilmann ist einer der wenigen Demeter- Berufsimker nicht nur in Brandenburg, sondern in ganz Deutschland. Er gründete seinen Betrieb 2016 erst im Nebenerwerb, seit 2019 imkert er hauptberuflich nach Richtlinien der wesensgemäßen Imkerei.

Jasper, wie bist du Imker geworden?

Schon während meines Ökolandbau-Studiums in Eberswalde wurde dieses Thema angeschnitten und ich besuchte das Seminar „Bienenkunde“ an der Humboldt Universität Berlin. Nach dem Studienabschluss 2013 arbeitete ich als Berater beim Demeter-Verband hier in der Region. Das Büro war auf dem Hof Apfeltraum. Ich wohnte in der Nähe und hatte ein Bienenvolk als Hobby. Irgendjemand meinte mal zu mir, dass Bienen gut für eine Existenzgründung geeignet seien, weil dafür kein Land und nicht so viel Kapital notwendig sei. Diesen Gedanken trug ich lange im Hinterkopf, er wirkte!

Und wie ist es zur Betriebsgründung gekommen?

Stück für Stück. Ich begann mit einem Bienenvolk, es wurden fünf, zwanzig und so ging es von Jahr zu Jahr weiter. Irgendwann merkte ich: Das nimmt echt große Ausmaße, ich muss mich entscheiden! Entweder mache ich es als Hobby weiter oder beruflich.

Um einen besseren Eindruck einer Berufsimkerei zu bekommen arbeitete ich eine Saison in einer großen Bioland-Imkerei mit. über 1000 Völkern. Das war für mich ein Test. Ich merkte, dass es mir Spaß macht und Energie gibt, viel mehr als ein Büro-Job. Danach beschloss ich, den Betrieb zu gründen. Drei Jahre lief er als Nebenerwerb parallel mit der Demeter-Stelle und seit 2019 lebe ich komplett von der Imkerei. Inspiriert hat mich Thomas Würfel aus Zerpenschleuse, der schon lange hauptberuflich imkert.

Warum hast du dich dafür entschieden, nach Demeter-Richtlinien zu arbeiten?

Einerseits, weil ich mich bei Demeter durch meine berufliche Vorgeschichte zuhause fühle. Andererseits, da ich den Ansatz der wesensgemäßen Imkerei spannend fand. Ich wollte etwas machen, was nicht so verbreitet ist. Im Demeter-Bereich gibt es nämlich nur vier oder fünf Berufsimker in ganz Deutschland. Der Grund dafür sind die strengen Richtlinien.

Was sind das für Richtlinien? 

Für mich gibt es vier Hauptpunkte.

  1. Der Naturwabenbau: Bienen bauen ihre Waben selbst. Das kostet sie Energie, daher produzieren sie weniger Honig. Außerdem kannst du nicht standardisiert arbeiten und brauchst viel Fingerspitzengefühl.
  2. Die natürliche Vermehrung aus dem Schwarmtrieb heraus: Im Mai und Juni ziehen sich die Bienen neue Königinnen heran. Das macht die Planbarkeit schwierig, weil es immer zu unterschiedlichen Zeitpunkten passiert. Konventionelle Imker benutzen deswegen bestimmte Techniken, um Königin-Zellen künstlich hervorzurufen.
  3. Der ungeteilte große Brutraum: Der bedingt, dass wir immer relativ viel Honig den Völkern lassen.
  4. Wir erhitzen den Honig nicht. Üblich ist es, Honig auf 40 Grad zu erwärmen, damit er lange cremig bleibt und später leichter abgefüllt werden kann. Das schadet aber der Qualität, deswegen rühre ich ihn direkt nach dem Schleudern cremig und fülle sofort ab. Bei jedem dieser Punkte soll noch eine Zahl stehen, wie viel teurer der Honig dadurch werden soll. Es ist aber unmöglich, diesen Preisunterschied zu realisieren.

Ist das den Verbraucher:innen bewusst?

Den Meisten leider nicht, da es kompliziert und lange zu erklären ist. Das Demeter-Logo dient uns aber als Unterscheidungsmerkmal und sorgt dafür, dass der Absatz überhaupt da ist. Der Honig ist nicht wesentlich teurer, als andere Bio-Honige. Für unsere Handelspartner wie die Bio Company ist aber die Demeter-Zugehörigkeit interessant.

Sind die Richtlinien dir zu streng?

Ich finde es problematisch, dass sie vor 30 Jahren von Menschen entwickelt wurden, die keine Berufsimker waren und dass es seitdem nur eine einstellige Zahl an professionellen Betrieben gibt, die danach wirtschaften. Die meisten haben noch ein anderes Einkommen. Wenn dein:e Partner:in zum Beispiel ein:e Beamtin/-er ist, kannst du dir als Imker:in mehr Zeit lassen und die Richtlinien wirklich konsequent umsetzen, weil der Familieneinkommen gesichert ist.

Wie ist es bei euch?

Bei uns war es so, dass Hanna anfangs noch gearbeitet hat. Anfangs fallen bei dem Aufbau einer Imkerei hohe Investitionen für Technik an. Zum Familieneinkommen konnte ich erstmal nicht viel beisteuern. Andererseits brauche ich die Technik, um niemanden anstellen zu müssen. Ich hatte letztes Jahr einen Angestellten für die Saison und es war mir zu teuer. Ich finde es traurig, menschliche Arbeit durch Maschinen zu ersetzen, aber für mich ist selbst der Mindestlohn unrealistisch auszuzahlen.

Gibt es spezielle Förderprogramme für Imker?

Wir sind (neben einigen Gärtnereien) die einzigen in der Landwirtschaft, die subventionsfrei arbeiten, obwohl Bestäubung eine wichtige gesellschaftliche Leistung ist. Ich finde es ungerecht, denn wir schaden niemanden. So wie manche große konventionelle Bäuer:innen, die viel Flächenprämie beziehen und auf der Fläche gewinnmaximierend arbeiten. Und teilweise das Grundwasser verschmutzen, Insekten und Vögel vernichten. Andererseits bin ich stolz, selbst zu wirtschaften und nicht auf die Subventionen angewiesen zu sein.

A propos konventionelle Bäuer:innen: Wie kannst du gewährleisten, dass es in deinem Honig keine Pestizid-Rückstände gibt?

Wir stellen die Bienen nur auf Bioflächen. Aber die Bienen fliegen drei oder manchmal sogar zehn Kilometer im Umkreis. Die Richtlinien der Bioimkerei beziehen sich deswegen hauptsächlich darauf, was die Imker:innen tun. Für den Bio-Honig gelten die gleichen Grenzwerte wie für den konventionellen Honig. Daher müssen Pflanzenschutzmitteln so kontrolliert sein, dass wir überall einen guten Honig erzeugen können. Aber was ist ein guter Honig? Wenn er rückstandsfrei sein soll, dann können wir nur den Honig essen, der 1850 erzeugt wurde. Die Biokund:innen erwarten oft so ein Produkt, was es leider auf unserem Planeten gar nicht mehr geben kann. Der Umkehrschluss muss sein: wir brauchen eine Landwirtschaft, in der Bienen und die Biodiversität allgemein gefördert werden. Das geht nur mit einem weitgehenden Verzicht auf Pestizide.

Danke dir für das Gespräch! 

Interview: Viktoria Mokretsova Fotos: Antonios Mitsopoulos